Mit dem Professional Agile Coaching Lehrgang erlernen Sie Coaching von Grund auf mit allen bedeutsamen Facetten und intensivem Tiefgang. Ein ganz spezieller Schwerpunkt des Ausbildungsprogramms ist der Potenzialfokus als Weiterführung des lösungsorientierten Ansatzes. All dies vor dem Hintergrund agiler Teams & Organisationen, dem Wandel hin zu modernen agilen Arbeitsweisen, zu neuen Arbeitswelten.

Und wieder haben wir Dr. Günter Lueger als Interviewpartner zu Gast. Diesmal zum zweiten Teil unseres Interviews zum Kennenlernen.

Mag. Dr. Günter Lueger
war Universitätsprofessor für Coaching und Personalführung und ist Leiter des Potenzialfokus Centers sowie des Instituts für Potenzialfokussierte Pädagogik.
www.potenzialfokuscenter.at
www.potenzialfokus.at

Er ist ausserdem Mitglied der Lehrgangsleitung für die Ausbildung zum Professional Agile Coach und Pionier zur Coaching-Disziplin im deutschen Sprachraum.

Der erste Teil dieses Interviews hat uns bereits sehr spannende und interessante Rückmeldungen gebracht. Es sieht so aus, als hätten wir einen „Nerv“ getroffen. Denn viele Coaches und agile Coaches haben uns kontaktiert, weil sie mehr über die Hintergründe von Günter Luegers Arbeit wissen wollen. Und das hatten wir ja angekündigt und gibt es nun mit dem zweiten Teil des Interviews.

Günter, Du hast uns zuletzt über den Paradigmenwechsel erzählt, den ein potenzialfokussierter Ansatz im Umgang mit „Problemen“ im Coaching mit sich bringt. Was noch waren Deine Erfahrungen damit und hat für Dich den Unterschied im Potenzialfokus ausgemacht?

Günter Lueger: Ein weiterer wichtiger Punkt für die Entwicklung des Potenzialfokus war meine Erfahrung mit der Ausrichtung der Sprache. Irgendwann ist mir klar geworden, dass ein Großteil der Gespräche in Firmen aber auch zu Hause sich auf Defizite, auf Fehlendes, Nicht-Funktionierende usw. beziehen.

Und irgendwann hab ich mir die Frage gestellt, wieso “die Welt noch steht”, wo doch so vieles, bei manchen Menschen ja alles problematisch oder sogar “shit” ist. Da ist mir klar geworden, dass wir einen kollektiven Defizitfokus in unserer Gesellschaft und den Unternehmen und auch in den Institutionen haben. Denn im Alltag funktioniert ja der weitaus überwiegende Teil, denn sonst wären alle Firmen schon in Konkurs, die Schulen zugesperrt und in den Familien hätten sich alle total entfremdet. Wir sehen nur nicht, was alles täglich gelingt, weil wir alle vorwiegend den Defizitfokus internalisiert haben.

Vor allem aus diesen Gründen habe ich den Potenzialfokus kreiert, um all das Gelingende sichtbar und wahrnehmbar zu machen. Da wäre noch viel zu sagen, aber wir haben ja gesagt, dass wir das Interview nicht allzu lang machen wollen. Und das sind schon mal zwei ganz wichtige Punkte, wodurch sich ein Potenzialfokussiertes Coaching natürlich dann ganz anders darstellt.

Ok. Dann schauen wir doch mal in Richtung Coach. Was macht eigentlich einen Coach aus, der mit dem Potenzialfokus arbeitet? Welche grundsätzlichen Haltungen, Methoden und Vorgehen machen die Essenz aus? Was ist das besonders Spannende in Hinblick auf Wirksamkeit?

Günter Lueger: In Anlehnung an das vorher Gesagte, macht’s natürlich der Fokus aus, den ein Coach in das Coaching einbringt. Wobei es im Coaching natürlich wichtig ist, die Klienten in ihren Problemen ernst zu nehmen und all den Problemen der Vergangenheit genügend Raum zu geben.

Wenn das aber klar geworden ist, wird ein Potenzialfokussierter Coach Klienten einladen, den Sprung in die funktionierende Zukunft zu machen und ihm/ihr damit damit eine Potenzialfokussierte Brille aufzusetzen, um die Energie für die Antizipation einzusetzen. Dazu haben wir eine Reihe von Techniken entwickelt, die diese Antizipation fördern, wie z.B. den schon erwähnten Future Jump, die Präflexion, die Potenzialfokussierte Entwicklungsschleife und so weiter.

Ein sehr wirksames Tool ist mein Toolboard, das die neue Veränderungslogik integriert hat, und mit dem sich jede Situation im Coaching visualisieren lässt, um den Möglichkeitsraum nicht nur zu öffnen, sondern sich auch gleich in diesem Raum zu bewegen.

Damit erreicht man nicht nur einen Perspektivenwechsel im Coaching, sondern vor allem einen wesentlich positiveren Coachingprozess, mit mehr Ergebnissen und vor allem mit mehr Motivation, das alles auch konkret umzusetzen.

Angenommen ich würde gerne als Coach arbeiten. Genügt es, ein paar Bücher zu lesen oder empfiehlst Du andere Wege sich zu qualifizieren? Und worauf kommt es da an?

Günter Lueger: Gut, lieber Mike, dass du jetzt Bücher erwähnst. Nicht, dass ich etwas gegen Bücher habe. Ich hab ja selbst einige geschrieben und werde auch wahrscheinlich noch weitere schreiben.

Allerdings haben Bücher Eigenschaften, die für Lernen nicht so hilfreich sind: erstens aktivieren sie nur die kognitive Ebene (manchmal auch die emotionale, wenn du begeistert oder berührt bist), aber praktisch nie die Handlungsebene. Und das Handeln ist jene Ebene, die im Coaching und auch im Arbeitsleben die wichtigste ist. Wissen und Tun zu verwechseln wäre so ähnlich, wie wenn man die Speisekarte mit dem Essen verwechselt (probier doch mal aus in die Speisekarte zu beissen).

Bücher haben auch noch eine andere Nebenwirkung. Sie laden uns ein, durch Wissensinhalte einen Prozess – hier reden wir ja vom Coachingprozess – zu planen, also vorher zu wissen, was dann passieren wird. Das ist tatsächlich aus meiner Sicht fatal. Das Ermöglichen der Entwicklung von Potenzialen im Coaching setzt auf Basis unserer Veränderungslogik voraus, dass ein Coach sich gemeinsam mit dem Klienten in einen Flow-Prozess begibt und dynamisch – übrigens einer der wichtigsten Begriffe im Potenzialfokus – agiert und dann die Antizipation ermöglicht.

Aus meiner Sicht weist ein guter Coach die Haltung auf, dass man nicht wissen kann, was als nächstes passieren wird. Vielmehr agiert er/sie aus der Situation heraus, mit seinen/ihren Haltungen und Techniken, um die Antizipation der besseren Zukunft möglich zu machen.

Selbstredend, dass da Bücher vielleicht eine erste Basis, aber keinesfalls mehr liefern können. Der Königsweg zum Coach ist ein permanentes Üben anhand von Beispielen des Coachings und das Erwerben von Handlungskompetenz. Das dynamische Bewegen und Steuern des Entwicklungsprozesses, flexibles Reagieren in Richtung Ermöglichung, der professionelle Einsatz von jeweils passenden Antizipationstechniken, all das muss erlernt werden.

In unseren Coaching-Lehrgängen arbeiten die Teilnehmer daher permanent an konkreten „Problem“fällen der anderen Teilnehmer. Sie arbeiten anhand spezifischer Coaching-Sequenzen, kriegen da recht rasch diese Handlungskompetenz und werden wirksam. Übrigens nicht nur für Coachingsettings sondern auch in allen anderen Situationen.

Günter, das sind spannende Perspektiven und wahrscheinlich könnten wir hier noch endlos viel Zeit im Gespräch verbringen und wirkungsvolle Konzepte vertiefen. Aber dafür haben die Leser ja auch Gelegenheit, wenn Sie dich in einem deiner Kurse treffen.

Lass uns doch zum Abschluss noch einen kurzen Word-Wrap probieren – ein paar Schlüsselworte und wir bitten Dich um 2-3 spontane Wortspenden.

Potenzialfokussiertes Coaching – Günter Lueger: Dynamik, Flexibitlität, Zukunft
Agile – Günter Lueger: Kleinkinder, Tänzer,
Change in Unternehmen – Günter Lueger: Change und Stabilität im Gleichgewicht
Digitalisierung – Günter Lueger: Licht, Schatten, sowohl als auch

Günter, vielen Dank für das Gespräch!

Falls Ihr Wissensdurst zum Professional Agile Coaching und zum Potenzialfokus nun immer noch nicht gestillt ist, dann bleiben wir doch in Kontakt. Holen Sie sich unseren Newsletter. Oder wir treffen uns bei einer unserer nächsten Veranstaltungen. Und natürlich freuen wir uns, Sie als Teilnehmer an einem unserer Lehrgänge und damit als Mitglied der schnell wachsenden Professional Agile Coaching Community begrüßen zu dürfen. Sagen Sie’s gerne weiter.

Auch wenn Sie vielleicht bereits selbst als Agile Coach arbeiten, dann ist es immer wieder spannend von anderen zu hören, die in anderen Organisationen vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Und auch angehende Agile Coaches sind immer mehr interessiert, was dieses Berufsbild denn in der Praxis ausmachen. Wir sprechen demnächst mit einem agilen Coach über den „Alltag“ und Sie lesen das spannende Interview hier bei uns.